Sonja Ablinger

Ist Kunst Männersache?

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Zwischen Frau mit Taktstock und Nadel im Heuhaufen besteht eine enge Verbindung. Das ist ein Ergebnis meiner Umfrage in großen österreichischen Kunstinstitutionen. Zusammengefasst lässt sich sagen: das ‘feministische Vorurteil’, dass Frauen in den großen Kultureinrichtungen nicht nur die gefühlte sondern auch gezählte Minderheit sind, lässt sich auch nach gründlicher Recherche nicht aus der Welt schaffen. Sie erhalten sichtbar und auffallend viel seltener Chancen, ihr Können unter Beweis zustellen. Besonders auffallend männlich geprägt ist die Musik: Zwischen Frauen am Taktstock und der Nadel im Heuhaufen besteht eine ganz enge Verbindung.


Ich habe für meine Umfrage (in meiner Funktion als Vorsitzende des Kulturausschuss) um Auskunft bei den Intendantinnen und Intendanten ausgewählter Institutionen (Theater/Opernhäuser/Museen mit Einzelausstellungen für KünstlerInnen/Festivals) gebeten, die mindestens 400.000 Euro Jahressubvention vom Bund erhalten.
Gefragt habe ich bei Musik, Bühne, Festivals nach Regisseurinnen, Dirigentinnen und Urheberinnen (Komponistin, Autorin, Librettistin). Bei Museen erbat ich um Auskunft  in Hinblick auf  Künstlerinnen bei Einzelausstellungen.

Die Antworten waren unterschiedlich ausführlich. Zwei über die Maßen engagierte und ausführliche Antworten habe ich vom steirischen herbst und dem mumok erhalten. Nicht unerheblich vielleicht, dass das beide Einrichtungen von Frauen geleitet werden.

Keine Antworten habe ich erhalten von: Gesellschaft der Musikfreunde, Wiener Konzerthausgesellschaft, Bregenzer Festspiele, Volksoper, Volkstheater, KHM, Albertina, Belvedere

Was mir aufgefallen ist nach nach Durchsicht der Antworten: Positiv fällt das Schauspielhaus auf. Es ist all die Jahre zweistellig in Regie und Autorenschaft, was den Frauenanteil betrifft und geht in die kommende Spielsaison mit 63 und 50 Prozent Frauenanteil.
Tendenziell gilt, je kleiner die Bühne desto eher finden wir Frauen in den abgefragten Positionen. Wer umgekehrt einen Zusammenhang herstellt, wonach je größer die Bühne, je präsenter/wichtiger in der öffentlichen Wahrnehmung, je höher die Honorare, desto weniger Frauen sind in den Positionen zu finden, sitzt dem o.a. feministischen Vorurteil auf;-)!

Beim Burgtheater sind für vier von acht Premieren 2012/13 Frauen für die Regie gemeldet worden, das wären 50%, anders sieht es aus bei den der Autoren: die blieben all die Jahre unter sich. Autorinnen wurden im Burgtheater nicht inszeniert.

Überrascht hat mich auch die Zählung beim Theater der Jugend: die nun zu Ende gehende und die kommende Spielsaison wird gänzlich ohne Regisseurinnen auskommen müssen.

Bei den Salzburger Festspielen gibt es 2012 im Schauspiel einen ‘Ausreisser’ was den Frauenanteil in der Regie betrifft. Ansonsten kann ‘Entwarnung’ gegeben werden, kein Grund zu Beunruhigung: der Frauenanteil bleibt im wesentlichen kleiner/gleich 3.

Es bestätigt sich die Feststellung des Vorjahres: Eine so ausgeprägte Männerquote entspricht meiner Auffassung nach nicht dem kulturpolitischen Auftrag. Als ‚innovativ‘ und ‚pluralistisch‘, wie im Bundestheaterorganisationsgesetz gefordert, kann ein Theaterprogramm nur bedingt bezeichnet werden, wenn es Frauen fast gänzlich von Regie und Autorschaft ausschließt.

Was ganz sicher hilft: Sichtbar machen. Ich werde vorschlagen, dass die Aufgliederung der Geschlechterverhältnisse in Zahlen und Prozent – im wesentlichen so wie ich abgefragt habe – im jährlichen Kulturbericht  aufgenommen wird. Der regelmäßige Blick auf die in Zahlen gegossene Ungleich-verhältnisse, könnte beitragen, das Un-Bewusstsein zu ändern aber jedenfalls positive Un-ruhe zu schaffen.

Hedwig Kainberger hat darüber in der Salzburger Nachrichten berichtet.

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