Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!
Mit großem Befremden stellen wir fest, dass die österreichische Bundesregierung unter Ihrer Kanzlerschaft beabsichtigt, das Frauenressort in das Bildungsministerium einzugliedern. Durch die Abschaffung des Frauenministeriums im Bundeskanzleramt mit seiner umfassenden Koordinierungskompetenz, wird die Frauenpolitik als Querschnittsmaterie abgewertet. Gleichzeitig wird ein eigenes Familienressort eingerichtet. Das ist nicht nur symbolisch eine völlig falsche Entscheidung.
Wir dürfen zur Begründung unserer Einschätzung und Ablehnung einige berufene sozialdemokratische Frauenpolitikerinnen zitieren und in Erinnerung rufen:
- Gabriele Heinisch-Hosek fordert ein eigenständiges Frauenministerium, als Lobby für Frauen und Gleichstellung am 20. Juli 2004: „Für uns, für die SPÖ, ist es von größter Bedeutung, dass nach allfälligen nächsten Wahlen, wenn wir in Regierungsverantwortung kommen, es wieder ein eigenständiges Frauenministerium gibt, mit einem eigenständigen Budget.” Ein solches Frauenministerium müsse sich jedes Gesetz auf die Lebenssituation der Frauen und auf soziale Auswirkungen anschauen, “denn nur so können wir sicher stellen, dass wir Frauen, die wir mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, wirklich irgendwann einmal Gleichstellung erleben können.”
- Ein Frauenministerium ist nicht nur ein Recht, das man den Frauen einräumen muss, sondern es ist zutiefst vernünftig, auch ökonomisch gesehen“, stellt Barbara Prammer am 14. Oktober 2006 fest.
- Hoch erfreut über den Umstand, dass es in Österreich wieder ein eigenes und mit allen Kompetenzen ausgestattetes Frauenministerium geben wird, zeigte sich Wiens Stadträtin Sonja Wehsely am 10. Jänner 2007.
- „Es wird wichtig sein, dass es weiter ein eigenes Frauenministerium gibt, mit einer Sozialdemokratin an der Spitze”, erklärte Doris Bures am 22. September 2008.
- „Das ist ein herber Schlag für Österreichs Frauen, dass die ÖVP-Frauen Familien- und Frauenagenden zusammenlegen wollen. Was nichts anderes als die Abschaffung des Frauenministeriums bedeuten würde”, so SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm am 23. August 2013.
- „Das Frauenministerium arbeitet gezielt an Gleichstellungsmaßnahmen. Natürlich sind auch die anderen Ministerien in dieser Frage sehr wichtig, aber durch ein eigenes Ministerium wird sichergestellt, dass in diesem Bereich intensiv gearbeitet wird. Es zeigt auch, welchen Stellenwert Frauenpolitik für die politischen AkteurInnen hat“, antwortet Gabriele Heinisch-Hosek im Wahlkampf 2013 auf die Frage, wieso ein eigenes Frauenministerium wichtig ist.
Johanna Dohnal würde am 14. Februar 2014 ihren 75. Geburtstag feiern. In Erinnerung an die erste österreichische Frauenministerin dürfen wir sie abschließend zitieren:
„Und daher komme ich zu dem Punkt Widerstand. Was wir nach außen fordern, das müssen wir auch innen vehement einfordern. Sonst sind wir nämlich nicht glaubwürdig.”
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, wir ersuchen Sie dringend, Ihre Entscheidung zu überdenken und legen Ihnen auch die Forderung des Österreichischen Frauenrings nahe, der in verschiedenen Presseaussendungen ein eigenständiges Frauenministerium, mit ausreichenden finanziellen und personellen Ressourcen einmahnte. Nur wenn die kommende Regierung Frauenpolitik seriös betreibt, kann Österreich die bisher unerfüllten verfassungsrechtlichen Verpflichtungen erfüllen und in den internationalen Gleichstellungs-Rankings endlich einen besseren Platz einnehmen.
Mit freundlichen Grüßen,
Sonja Ablinger, Frauenvorsitzende SPOÖ
Annemarie Aufreiter, Witwe von Johanna Dohnal
Dagmar Andree, Mag.a, Vorsitzende des Linzer Frauenhauses
Minna Antova, Mag.in art., Künstlerin
Margit Appel, Mag.a, Politologin / Katholische Sozialakademie
Berivan Aslan, Frauensprecherin der Grünen
Ingrid Baschant, Pensionistin
Klaus Bergmaier, Mag., MSc, MAS, Bildungsgemeinderat Krems, Musiker, Erwachsenenbildner
Ulrike Bernauer-Birner, Mag.a, MSc, VFQ Gesellschaft für Frauen und Qualifikation
Sonja Bettel Dr.in, Journalistin
Marianne Beyer, Psychotherapeutin
Josef Blihall, GR, SPÖ Vorsitzender Grabern
Barbara Blaha, Lektorin
Maria Christina Boidi, Mag.a Prof.in, Ex.Gesammtkoordinatorin von LEFÖ
Ilse Böhm, Dr.in
Zuzana Brejcha, Filmregisseurin
Edith Brösl, Dr.in, Rechtsberaterin in der Konsumentenberatung OÖ gem. GmbH., Ökonomin
Miriam Broucek, Mag.a ,Juristin
Stephan Bruckmeier, Theatermacher in Österreich, Deutschland und Kenia
Birgit Buchinger, Dr.in, Sozialforscherin & Organisationsentwicklerin
Uschi Christl
Bettina Csoka, Ökonomin
Sara Costa, Frauensprecherin der Sozialistischen Jugend Wien
Gundi Dick
Lena Doppel, Univ.-Lekt.in, Trainerin, Beraterin und Mediendesignerin
Susanna Dungl, Psychotherapeutin
Andrea Maria Dusl, Filmemacherin und Autorin
Naomi Dutzi, Frauensprecherin der SJOe
Angie Eberl, Gemeinderätin, Stv. Vorsitzende SPÖ Frauen Innsbruck, Vorsitzende SPÖ Wilten
Anneliese Eguiagaray- Steinkellner, Dipl. Päd.in
Maria Edlmayr, Biomed. Analytikerin
Konstanze Eppensteiner, Dipl.Päd.in, Psychotherapeutin
Sandra Ernst Kaiser
Susanne Feigl, Dr.in, Publizistin
FIFTITU%, Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich
Susanne Füxl, SPÖ-Bezirksfrauenvorsitzende Freistadt, Leiterin Eltern-Kind-Zentrum
Sylvia Hahn, Ao.Univ. Prof. Dr.in, Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Kommunikation Salzburg
Yvonne Haider, Mag.a (FH), Sozialarbeiterin
Silke Hassler, Mag.a, Autorin
Christina Hengstschläger, Mag.a, Juristin
Claudia Hofer, DAS, Sozialarbeiterin
Johanna Hoffmann, Dr.in, SCin i.R.
Barbara Hofmann
Barbara Holzbauer, Mag.a, Landesgeschäftsführerin SPÖ Frauen OÖ
Brigitte Hornyk, Dr.in, Verfassungsjuristin, Vorstandsmitglied Öst. Frauenring
Gabriele Gerbasits, wirtschaftliche Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich
Gabriele Gerzer,Mag.a, VFQ Gesellschaft für Frauen und Qualifikation
Werner Gössl, SPÖ Bezirksparteivorsitzender Hollabrunn
Romy Grasgruber-Kerl, Mag.a, Vizevorsitzende von SOS Mitmensch
Irene Gunnesch, Kulturredakteurin
Marina Hanke, Landesvorsitzende Sozialistische Jugend Wien
Ilse Hauder, ehem. Leiterin Frauenbüro Arbeiterkammer Oberösterreich
Barbara Helige, Dr.in
Monika Jarosch, Dr.in , Pensionistin, Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft – AEP
Inge Jäger, Abg. z.NR. i.R.
Andrea Jobst-Hausleithner, Dr.in, Rechtsberaterin im autonomen Frauenzentrum Linz, Universitätslektorin Gender Studies Uni Salzburg
Maria Jonas, Pensionistin
Fiona Kaiser, Landesvorsitzende der Sozialistischen Jugend Oberösterreich
Irmtraut Karlsson, Abg.z.NR i.R.
Veronica Kaup-Hasler, Intendantin steirischer herbst
Katharina Kirchschlager, BSc., OÖ. Ferngas AG
Nora Kirchschlager, Ö1-Radiodoktor
Elisabeth Klatzer, Dr.in, Ökonomin, Wirtschaftsuniversität Wien
Barbara Klein,Mag.a, Intendantin Frauentheater Kosmos
Sabine Kock, Mag.a, Geschäftsführung IG Freie Theaterarbeit
Ursula Kolar-Hofstätter, Mag.a, Künstlerin + Kulturarbeiterin, Dipl. Medienpädagogin
Helga Konrad, Dr.in, BM a.D.
Käthe Kratz, Dr.in, Regisseurin, Autorin
Melanie Kumpf, Mag.a, Juristin
Johanna Kühbauer, Pensionistin
Irene Labner, Mag.a, Handelsangestellte und Koordinatorin der Piraten Partei Tirol
Ruth Linhart, Dr.in, Publizistin
Doris Linser, Innsbruck, Gemeinderätin a.D.
Elisabeth List, Dr.in, Univ.-Doz.in, tit. Univ. Profin, Ao. Profin. i. R., Philosophin, Universitätsprofessorin in Ruhe
Alenka Maly, Mag.a, Filmemacherin
Gerlinde McGrew-Taferl, Angestellte
Birgit Meinhard-Schiebel, Erwachsenenbildnerin, Sozialmanagerin, Pensionistin
Freda Meissner-Blau, ehem. Vorsitzende der Grünen im Parlament und Abg.z.NR.i.R.
Maria Mesner, Univ.-Doz. Dr.in, Kreisky-Archiv
Gabriele Michalitsch, MMag.a Dr.in, Politikwissenschafterin und Ökonomin
Sanela Milisavljevic, Angestellte
Gabriela Mitterlehner, Mag.a, AHS Lehrerin
Eva Mohringer (ORin. im Ruhestand) DI, Mitarbeiterin im Bundesdenkmalamt, LK für Steiermark
Uschi Mürling-Darrer, ORF Radio Ö1
Margit Niederhuber-Jäkel, Dr.in, Dramaturgin und Kuratorin
Beatrix Neundlinger, Musikerin, Coach & Supervisorin
Christine Nöstlinger, Schriftstellerin
Renate Obadalek, Bibliothekarin, ehemals Bezirksrätin, Sektionsfunktionärin der SPÖ Ottakring
Ilse Oberhofer, Journalistin
Karin Ortner, Juristin
Regina Petrik, Mag.a, Landessprecherin Die Grünen Burgenland
Stefania Pitscheider Soraperra, Mag.a, Direktorin Frauenmuseum Hittisau
Sabine Plenk, DI Dr.in, Landschaftsplanerin
Christa Pölzlbauer, Dr.in, Vorsitzende Österreichischer Frauenring
Andreas Posch, Landesvorsitzender Kinderfreunde Burgenland
Brigitte Prachensky
Linde Prelog, Schauspielerin und Autorin
Julya Rabinowich, Autorin, Dramatikerin und Malerin
Edith Rabl, Betriebsratsvorsitzende Arbeiterkammer OÖ
Edeltraud Ranftl, Dr.in, Soziologin mit Schwerpunkt feministische Theorie und Geschlechterforschung
Elfie Resch, Feministin, Antifaschistin, im Unruhestand, lebt und schreibt in Wien
Susanne Riegler, Journalistin
Erika Rippatha, Angestellte
Elisabeth Rosenmayr, Sozialarbeiterin
Eva Rossmann, Autorin
Anuschka Samsinger, Selbständige
Wolfgang Samsinger, Piraten Partei Tirol
Birgit Sauer, Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien
Sabine Schatz, Bezirksfrauenvorsitzende SPÖ Perg
Helga Scherde, Linz
Dagmar Schindler, Landessprecherin KPÖ Burgenland
Irmgard Schmidleithner, ehemalige ÖGB-Frauenvorsitzende und –Vizepräsidentin
Laura Schoch, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung
Susanne Scholl, Dr.in, Journalistin und Autorin
Kerstin Schrabmair-Nagy, Angestellte
Gisela Schreiner
Magdalena Schrott, Jus-Studentin und Trainerin
Eva Schuh, Mag.a, stv. Geschäftsführerin, Gewaltschutzzentrum OÖ
Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a, Geschäftsführerin Gewaltschutzzentrum OÖ
Judith Schwentner, Mag.a, Abgeordnete zum Nationalrat, Sozialsprecherin, Die Grünen
Anna Siebinger, Mag.a, Redakteurin
Lisa Sinowatz, Mag.a, Kulturwissenschafterin
Hildegard Steger-Mauerhofer, MMag.a Pensionistin, Politikwissenschafterin
Susanna Steiger-Moser, Dr.in, Historikerin
Marie-Louise Stein, Diplompsychologin
Wilma Steinbacher, Mag.a, Soziologin, Akad. Gerontologin, DBP
Sylvia Margret Steinitz, Chefredakteurin WIENERIN
Gudrun Stemmer
Edith Stohl, Redakteurin, Gleichstellungsbeauftragte, Programm/Stellvertreterin, ORF
Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin
Alexandra Strickner, Obfrau von Attac Österreich, Ökonomin
Walter Sturm, Dr., Angestellter
Emmerich Tàlos, Univ.Prof. Dr.
Leonie Tanczer, MSc, Politikwissenschafterin
Mehrdokht Tesar, PR-Beraterin
Brigitte Theißl, Mag.a (FH), Journalistin
Felicitas Thun-Hohenstein, Univ.Prof. Dr.in, Akademie der Bildenden Künste Wien, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Institutsvorständin
Lisbeth N. Trallori
Michaela Trapl, Mag.a, Juristin
Stefanie Vasold, Mag.a , Politikwissenschafterin
Anna Wall-Strasser, Mag.a, Abteilungsleiterin Betriebsseelsorge OÖ
Alexandra Weiss, Dr.in, Politikwissenschafterin, Koordinatorin des Büros für Gleichstellung und Gender Studies / Bereich Gender Studies der Universität Innsbruck
Susanne Wiesmayr, Sozialpädagogin
Eva Woska-Nimmervoll, Mag.a, Redakteurin und Autorin
Almut Zillner, MSc, stv. SPÖ-Bezirksfrauenvorsitzende Freistadt, akademische Kommunikationstrainerin
Anneliese Zimmermann, ehem. Landesgeschäftsführerin SPÖ Frauen OÖ
Maria Zimmermann, Sachbearbeiterin im Referat für Menschenrechte und Gesellschaftspolitik der Österreichischen HochschülerInnenschaft
Anna Zschokke, Mag.a, Historikerin, Bibliothekarin
17. Dezember 2013 um Uhr
Kann dieser Kritik leider nur voll zustimmen. Zwei für die Gesellschaft wichtige Ministerien wurden eingespart. Wissenschaft wird dem Kapital untergeordnet, Frauenangelegenheiten in anderen Ministerien versenkt.
18. Dezember 2013 um Uhr
leider bin ich nicht gefragt worden, sonst hätte ich dieses anliegen auch sofort unterschrieben. also dann eben hier.
je mehr es mir weh tut, wie die spitzen der spö mit errungenen möglichkeiten und chancen umgehen, umso stärker trifft es mich, dass selbst frauen diesen schritt der abwertung der frauenanliegen verteitigen.
je mehr ich diese politik beobachte und ihr ausgesetzt bin, umso mehr weiß ich: wir brauchen eine starke vertretung der frauen in diesem land.
andreas posch
landesvorsitzender kinderfreunde burgenland
18. Dezember 2013 um Uhr
Schon ‘nacheingetragen’:)!
18. Dezember 2013 um Uhr
viel erfolg, Sonja. und liebe solidarische grüße aus dem burgenland
26. Dezember 2013 um Uhr
ich schließe mich dem Aufruf an den Bundeskanzler vollinhaltlich an.
In Zeiten wie diesen, gibt es kein schlechters Zeichen als ein Frauenministerium abzuschaffen. und ein “familienministerium” zu erfinden. Ich empfinde es als einen Schlag ins Gesicht aller Frauen, die darauf Wert legen als eigenständlge Persönlichkeit gesehen zu werden und nicht als Anhängsel der Familie.